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berichtet über die Nachbarschaftshilfe Butzbach

Eindrücke aus 18 Jahren: Afrika hilft sich selbst auf verstohlenen Wegen

Reinhard Veller berichtet bei Nachbarschaftshilfe über Auslandstätigkeit und Familienleben


BUTZBACH (pe). Jüngst hatte die N acnbarschaftshilfe Butzbach zu ihrem ersten Aktiventreffen in diesem Jahr ins Bürgerhaus eingeladen. "18 Jahre -  Leben und Arbeiten in Afrika" hieß das Vortragsthema von Dr. Reinhard Veller, der mit seiner Frau Ingrid Veller - war bis zu ihrem jüngsten Afrika- Aufenthalt Vorsitzende des Vereins und seinen drei Kindern 1977 von der evangelischen Kirche als "Studenten-Seelsorger" in ein bis dahin unbekanntes Land entsandt wurde, wo er dann die folgenden neun Jahre mit seiner Familie verbringen sollte.

So kam es, dass die ganze Familie Veller, nach zunächst einem, dreimonatigen Aufenthalt in England mit Sprachkursen unter anderem in der in Tansania üblichen Landessprache Kiswahili, schließlich in Nairobi, mitten im Winter, landete und sich dann am Fuße des fast 6000 Meter hohen Kilimanjaro niederließ, von wo aus Veller seiner Aufgabe nachging und unterstützend im Rahmen der Mission wirkte. Veller berichtete, dass die Südhänge des Kilimanjaro dicht besiedelt sind - fast 1 Million Menschen leben dort - und eine sehr christliche Gegend sei, fast zur Hälfte evangelisch und katholisch.

Von seiner neuen Heimat "Moshi" aus am Fuß des Kilimanjaro besuchte Veller Schulgemeinden am Berg, gab Religionsunterricht, hielt Schülergottesdienste und gestaltete Schulfreizeiten. Er erzählte von den Abenteuern, die zu Beginn ihres Aufenthaltes auf die Familie warteten: Im Nairobi National Parc wurde Tochter Ingeborg von einem Affen ihre Tüte Bonbons einfach gestohlen, worüber die Kleine sehr erbost war. Und wer vermutet schon, dass Afrika nicht so sehr durch Löwen, Elefanten und Krokodile zum Abenteuer wird, sondern durch die vielen "kleinen Plagegeister", wie der Mangowurm, die Mosquitos, die Wanderameise, aber auch Schlangen, die meist harmlos waren, an die sich die Familie aber erst einmal gewöhnen musste. Den Schlangen wirkte man entgegen, indem man sich Hühner anschaffte.

Da die Versorgungslage in dieser Gegend sehr schlecht und oft abenteuerlich war, musste man sich "irgendwie" selbst helfen, das heißt auf dem circa zwei Morgen umfassenden Grundstück schaffte man sich Hühner, Enten, Ziegen und zwei Kühe an, die Ingrid Veller dann melken musste. Das Schlachten überließ man dann allerdings einem Angestellten. Man hatte davon zwei, einen für innen, den zweite für außen.

Die Menschen, die in dieser. Gegend wohnen, verdienen ihren Unterhalt mit Kaffeeanbau, Holzschnitzereien und Schusterarbeiten. Auch wurde hin und wieder eine "Reise" unternommen, dort im Allgemeinen als "Safari" bezeichnet, egal ob mit Bus, einem Kahn, oder wie bei Familie Veller, mit einem VW-Bus und dabei Flamingos, Hyänen und Löwen begegneten oder eine Safari in die Usambara-Berge unternahmen, wo man auch die Usambara-Veilchen, die hierzulande auch bekannt sind, sehen konnte.

Es folgten Erzählungen und Bilder aus Simbabwe und Namibia mit Elefanten an künstlich angelegten Wasserstellen. Das wichtigste Thema ist "Wasser", weil es das dort nicht gibt. Es gebe dort Farrnen von 5000 Hektar Größe, nach Wasser werde gebohrt, so berichtet Veller. Die Landwirtschaft/Viehzucht sei dort streng organisiert, so viele Zäune habe er noch nie gesehen, die, vergleichbar mit Tortenstücken, das zur Farm gehörende Land aufteilen und innerhalb derer sich die Tiere zu einer "in der Mitte" liegenden Wasserstelle bewegen und von Zeit zu Zeit auf das nächste Stück "umgesetzt" werden. "Afrika hilft sich selbst auf verstohlenen Wegen", so die Umschreibung seiner Eindrücke.

Amüsant war ein Foto von Sanddünen an der Küste, wobei die Dünen nummeriert sind, z.B. "Düne 7 bei Walvisbay". Unten am Fuß reihen sich Palmen aneinander. Dann zeigte er ein Foto von "Cape Cross" am kalten Benguela-Strom, einem fischreichen Gewässer, gelegen. Und in seinen Erzählungen streifte Veller die Kolonialgeschichte des Landes und seine Aufgabe als Afrika-Referent der Evangelischen Kirche in Namibia. Er berichtete von der Deutschen Schule in Windhuk, die auch die Vellers Kinder besuchten.

Zum Erstaunlichsten in Afrikas Entwicklung der vergangenen Jahre gehört die Professionalität der Vereinten Nationen bei der Entlassung Namibias in die Unabhängigkeit (1990), einschließlich der Rückführung der fast 50 000 namibischen Flüchtlinge aus den Nachbarländern. Der Vortrag schloss mit Bildern von 1994 in Tansania gestrandeten ruandesischen Flüchtlingen und den Eindrücken vom "Know how", das international tätige Hilfsorganisationen benötigen, um mit solchen Flüchtlingskatastrophen fertig zu werden. Trotz allem war es beruhigend zu hören, wie effektiv man inzwischen solchen Katastrophen begegnen kann, auch dank der großen allgemeinen Spendenbereitschaft.

(c) by Butzbacher Zeitung, 23.02.2013


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