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berichtet über die Nachbarschaftshilfe Butzbach

 

Viele Überlegungen beim Thema
»Wohnen im Alter« auch in Butzbach

Informationsveranstaltung der Nachbarschaftshilfe/Nachfrage kann nicht befriedigt werden



BUTZBACH. Zum Thema "Wohnen im Alter" veranstaltete die Nachbarschaftshilfe Butzbach eine Vortragsveranstaltung, in der sich auch Bürgermeister Michael Merle äußerte.

BUTZBACH (thg). Älter werdende Butzbacher wollen nicht einfach nur in die Kernstadt, sie wollen in die Innenstadt umziehen, wenn sie sich die Frage stellen, wie sie im Alter wohnen wollen. Um diese Nachfrage zu befriedigen, ist allerdings kein entsprechender Wohnraum in der Stadt vorhanden. "Das ist eine Herausforderung an die Stadt und die Wohnungswirtschaft", sagte Wolfgang Bender, Geschäftsführer der Butzbacher Wohnungsgesellschaft (BWG), im Rahmen einer Informationsveranstaltung der Nachbarschaftshilfe Butzbach am Dienstag im Butzbacher Bürgerhaus.

Bürgermeister Michael Merle sieht das Thema unter anderem unter dem Gesichts punkt, dass die 'Stadt rund 1000 Wohnungen im Angebot hat. Die Frage sei, wie diese marktgerecht umzugestalten seien. In der Housing Area biete sich nun eine neue Gelegenheit. Die städtischen Wohnungen seien zum Beispiel auch für Familien zu klein. „Deswegen möchte die BWG auch Blocks erwerben", sagte der Bürgermeister. "Attraktiv und barrierefrei" solle dort das Wohnungsangebot werden.

Bender machte für die BWG deutlich, die Housing Area sei "das Thema, das uns treibt". Verschiedene Handlungsmöglichkeiten dort seien erst im kleinen Kreis diskutiert worden. Zum Beispiel: Gebäude kaufen und seniorengerecht umbauen inklusive Fahrstühle oder gar Gebäude erwerben, um alte BWG-Blöcke wie in der Eichendorffstraße abzureißen und an deren Stelle seniorengerecht zu bauen. Am schwersten sei es, die bestehenden BWG-Gebäude im Degerfeld umzubauen. Der Einbau von Aufzügen sei schwierig und die energetische Sanierung teuer. Bei einem Block in der Mozartstraße mit 18 Wohnungen hätten die Energieeffizi enzmaßnahmen eine halbe Million Euro gekostet. Ein weiteres Problem seien die drei in die Jahre gekommenen Hochhäuser im Degerfeld.

Bender nannte auch Zahlen unter dem Stichwort "Bezahlbarkeit". Für einen seniorengerechten Neubau müsse man mit einem Quadratmeterpreis von 2500 Euro und "eher mehr" rechnen. Daraus würden für einen Neubau Miethöhen zwischen 7,50 und 9,50 je Quadratmeter resultieren. Komme dann noch eine Betreuung hinzu, liege die Miete möglicherweise zwischen 8,50 und elf Euro für den Quadratmeter. Für die Umgestaltung eines Altbaus sei die Kalkulation sehr schwierig und hänge unter anderem vom Gebäudezustand ab, so Bender.

Eine Frage der Errichtung durch die BWG ist natürlich von den Finanzen abhängig. Bürgermeister Merle sagte, die Gesellschaft könne dies nur mit Kooperationspartnern leisten, als Ideen- und Kapitalgeber unter Berücksichtigung des Gesellschaftszwecks, nämlich preiswerten Wohnraum mit einem sozialen Auftrag anzubieten. Unter anderem wurde aus dem Zuhörerkreis die Möglichkeit, Seniorenwohnungen in Trägerschaft einer Genossenschaft oder eines Vereins zu finanzieren, genannt.

Bei der Frage von Neubauten für seniorengerechtes Wohnen stelle sich die Frage nach neuen Flächen vor allem in der Innenstadt, also in der Nähe von Geschäften und Ärzten oder Apotheken. Wichtig sei es auch, mobil zu sein. Bender nannte einige Ideen, unter anderem die Fläche hinter dem historischen Rathaus, für die es aber verschiedene Überlegungen gebe. Er führte ferner die Alte Mälzerei und den Küchengartenweg an, ebenso ein Grundstück am Schlosspark oder möglicherweise frei werdende oder umzuwidmende ehemalige Handels- und Gewerbeflächen. Man könnte aber beispielsweise auch daran denken, ein Parkhaus zu überbauen.

Eingangs war Bender auf die gesellschaftlichen Entwicklungen eingegangen, die dazu führen, dass in den vergangenen Jahren der Bedarf an seniorengerechten Wohnungen gestiegen ist. Neben der Demografie seien es auch die veränderten Bedürfnisse der Menschen, auf die Wohnungen aus den 50er oder 60er Jahren nicht mehr passten. Auch habe sich gezeigt, dass vielfach Kinder, die sonst Betreuung oder Pflege in den Familien geleistet hätten, ihre Arbeitsplätze nicht mehr in der unmittelbaren Umgebung fänden.

In Butzbach stellt Bender neben dem Drang in die Innenstadt aber auch den Wunsch, allgemein in die Kernstadt zu ziehen. Der frühere Wunsch, den Acker oder die Natur vor dem Haus zu haben, spiele dann oft keine Rolle mehr. Ferner gibt es Menschen, die innerhalb der Kernstadt eine andere Wohnung suchen, ebenso Neubürger, die anfragen.

Auch die Wünsche von Wohnungstypen seien individuell, etwa seniorengerecht, dann seniorengerecht mit Betreuung je nach Wunsch sowie Mehrgenerationen-Wohnen, gemeinschaftliches Wohnen und verschiedene Mischformen. Für den altersgerechten Umbau von Wohnungen seien viele Faktoren zu beachten, etwa Notruf-Möglichkeiten, Türbreiten, Stufen oder Schwellen, das Tieferlegen von Fenstern oder genügend breite Wege im Schlafzimmer, ebenerdige Duschen oder auch ein Fahrstuhl.

In der Diskussion regte der Ortsvorsteher von Fauerbach, Ewald Reitz, an, Gebäude in den Stadtteilen zu betrachten, die Potential für altersgerechtes Wohnen bieten könnten. Aus der Zuhörerschaft wurde zudem angemerkt, dass auf der einen Seite in den Dörfern oftmals alte Leute in einem großen Haus wohnten, während woanders Familien beengt lebten. "Da müsste es eine Art Tauschbörse geben", so die Idee.

Zu Beginn der Veranstaltung hatte Klaus-Dieter Fey Auszüge aus Zahlenmaterial des Regionalverbandes Frankfurt/ Rhein-Main vorgestellt. Ein Fünftel der Bevölkerung sei 64 Jahre und älter, zwei Drittel zwischen 15 und 64, der Rest unter 15. Auch stadtplanerisch stelle das altersgerechte Wohnen die Kommunen vor viele Probleme. Er nannte das „Bensheimer Akteursnetzwerk" zwischen Stadt, Handwerker und Vereinen. In der südhessischen 40 000-Einwohner-Stadt gibt es einen Demografie-Beauftragten. Informationen gibt es auch im Internet unter anderem unter www.gemeinschaftliches-wohnen.de.

(c) 01.03.2012 by Butzbacher Zeitung


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